Der römische Limes in Österreich

Danube Limes IÖG Übersichtskarte des römischen Limes
 

Fundorte -> Wien / VINDOBONA -> Fundkomplex Zivilstadt Wien

Zivilstadt Wien

Lage

Ortsteil:

III. Bezirk

Gemeinde:

Wien

Denkmäler

Die Zivilstadt erstreckt sich in den Kerngebieten entlang des Rennwegs (III. Bezirk) auf der Höhe der Reisnerstraße im Nordwesten bis zur Landstraßer Hauptstraße im Südosten. Auf der Stadtterrasse entlang der Römerstraße nach Carnuntum gelegen, dehnten sich die Siedlungszonen beidseitig aus.
Entdeckte Spitzgräben in der Eslarngasse und Klimschgasse begrenzten die Zivilstadt im Norden bis Ende des 2. Jahrhundert. Das Zentrum der Siedlung lag vermutlich im Bereich Aspangbahnhof - St. Marx, da hier Teile von Statuen gefunden wurden. An der Oberzellergasse wurde eine Gebäudekomplex ergraben, der als Therme interpretiert wird.
Spätlatènezeitliche Befunde (Ungargasse, Klimschgasse/Rudolfsspital) werfen die Frage nach einer Siedlungskontinuität in die Römerzeit auf. Das Keramikspektrum zeigt, dass hier bereits Ende des 1. Jahrhunderts ein Warenumschlagplatz war. Wann die Erhebung zum Municipium stattgefunden hat, ist unbekannt. Die Zivilstadt wurde gegen Ende des 3. Jahrhunderts aufgelassen.

Kategorie:

Zivilstadt
Siedlungsareal ca. 6,8 ha innerhalb der angenommenen Gräben Klimschgasse-Eslarngasse; Steinfundamente; Töpferöfen; Ziegelei; Straßenbefund; Münzhortfunde.

Lateinischer Name:

municipium VINDOBONA
Der Weihealtar (CIL III 4557), der einen decurio municipii Vindobonae nennt, ist verschollen.

Zeitstellung

Datierung:

80 AD - 300 AD

spätlatènezeitliche Befunde beantworten die Frage nach Siedlungskontinuität nicht eindeutig. Flavische Funde (Rennweg 14 und 44). Auflassen der Zivilstadt in der 2. Hälfte des 3. Jh.

Phase:

Römische Kaiserzeit

Forschungsgeschichte

Bei der Anlage des Neustädter Kanals im 3. Bezirk um 1800 kam es zur Entdeckung von antiker Bausubstanz und von Gräbern, deren Funde meist gleich verkauft wurden. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts begann die Veröffentlichung von Steindenkmälern und Funden, begleitet von deren wissenschaftliche Aufarbeitung (F. v. Kenner). Die Ausgrabung 1989/1990 am Rennweg 44 erbrachte die Befunde von Gebäuden und Werkstätten. In der Wiener Stadtarchäologie wurden bis 1998 die Fundstellen in einer Datenbank erfasst und die Altgrabungen aufgearbeitet (Mader 1998).

Literatur

Neumann 1968, 5-12. Harl 1978. Genser 1986, 482ff. (Forschungsgeschichte). Gabler 1996. Mader 1998. Müller 2002. Mader-Müller 2005.

 

Text und Bearbeitung: Eva Kuttner