Der römische Limes in Österreich

Danube Limes IÖG Übersichtskarte des römischen Limes
 

Fundorte -> Enns / LAURIACUM -> Fundkomplex "Zivilstadt" Enns

"Zivilstadt" Enns

Lage

Gemeinde:

Enns

Katastralgemeinde:

Enns, Lorch, Kristein

Denkmäler

Westlich des Legionslagers liegt an den aus der porta decumana führenden Straßen die sogenannte "Zivilstadt". Der Straßenraster schließt Gebäudekomplexe von insulae ein. Die planmäßige Anlage und die Anzahl der öffentlichen Gebäude wird in Zusammenhang mit einer autonomen Stadt gesehen. Die Siedlungschronologie zeigt, dass vielfach zunächst einfache Holzbauten errichtet worden waren.
Gebäudekomplexe mit Peristylen und Innenhöfen, Exedren und Säulengängen sind als repräsentative Stadthäuser zu sehen. Im Westen und Südwesten schließen sich großflächige Handwerksbetriebe an, wie Öfen und Holzständerbauten zeigen. Buntmetallverarbeitendes Handwerk und Töpferöfen mit Fehlbränden konnten ergraben werden. Das Handwerksviertel setzt sich im südlich der Limesstraße gelegenen "Töpferviertel" fort.
Im Südosten schließt sich ein Bäderbezirk an, dem im Norden große Gebäudekomplexe mit öffentlichem Charakter folgen. Gebäude mit luxuriöser Ausstattung fanden sich im nördlichen Bereich um die Kirche St. Laurenz, die sich bis zum Terrassenabfall ausbreiteten.
Aufgrund von Erosion und Zerstörung durch Pflüge kamen spärliche Strukturen späterer Befunde zutage.
Das Gebiete südwestlich der "Zivilstadt", südlich der Limesstraße, wird hier aufgrund der in der Forschung verwendeten Bezeichnung "Töpferviertel" getrennt behandelt.

Kategorie:

Zivilstadt
Gebäude; Straßen; Öfen; Badeanlagen; Gebäude mit öffentlichem Charakter; Handwerksbetriebe;

Lateinischer Name:

Stadtrechtfragmente legen eine Ernennung zum Munizipium um 212 n. Chr. nahe. Dem gegenüber steht keine Erwähnung in Schriftquellen.

Zeitstellung

Datierung:

160 AD - 450 AD

Fundmaterial datiert bereits vor der Errichtung des Legionslagers, ein Auslaufen der Siedlungstätigkeit ist um die Mitte des 5. Jh. anzunehmen.

Forschungsgeschichte

Bereits 1851 wurden im Schloßgarten von Pater J. Gaisberger Baustrukturen freigelegt und in einer Zeichnung überliefert, die als später als Therme bezeichnet wurden. Um St. Laurenz wurden Mauern und sogar ein Mosaikboden entdeckt. In den Jahren 1927-29 wurde von A. Gaheis das sogenannte "Forum" ergraben. 1951-1959 fand die "Freilandgrabung" südlich des Friedhofes statt, in der zunächst in Suchschnitten, dann in Flächengrabung das Areal der Zivilstadt durch W. A. Jenny, H. Vetters und L. Eckhart aufgedeckt wurde. Die reichen Baustrukturen und der hohe Fundanteil erregten viel Aufmerksamkeit. 1977 wurde von H. Vetters ein bearbeiteter Plan der Zivilstadt publiziert. Nachgrabungen ab den 90-er Jahren zeigen eine viel dichtere Baustruktur und eine weitere Ausdehnung nach Westen.

Literatur

Stadtrecht: Weber 1972. Vetters 1977. Ubl 2002, 268ff.

 

Text und Bearbeitung: Eva Kuttner